Der Dresdner Stadtteil Pieschen befindet sich rechtselbisch im Nordwesten der Stadt, im gleichnamigen Ortsamtsbereich Pieschen. Die Gemarkung Pieschen wurde auf die statistischen Stadtteile Pieschen-Süd und Pieschen-Nord/Trachenberge aufgeteilt. Die erste urkundliche Erwähnung des sorbischen Dorfes Pieschen (Sandgegend) geht auf das Jahr 1292 zurück. Überreste des als Gassendorf angelegten Ortes sind heute nur noch auf der Robert-Matzke-Straße und in Altpieschen zu sehen.
Das ursprüngliche Fischerdorf erlebte mit der ersten deutschen Fernbahnlinie (1839) und dem 1859 fertiggestellten Hafen einen wirtschaftlichen Aufschwung. Ab 1860 entwickelte sich Pieschen zu einem Arbeiterwohnviertel. Es entstanden Straßenzüge in geschlossener Bauweise mit dreistöckigen Häusern und Hinterhöfen.
Seit 1890 ist nicht mehr Altpieschen, sondern die Bürgerstraße samt ihren Seitenstraßen Zentrum des Stadtteils. Entlang der Bürgerstraße und der Oschatzer Straße finden sich einige Geschäfte des täglichen Bedarfs. 1897 wurde Pieschen als eines der ersten Dörfer nach Dresden eingemeindet.
Nach der Sanierung vieler Gebäude mauserte sich Pieschen in den letzten Jahren zu einem vor allem bei jungen Leuten beliebten Wohnviertel. Es entstanden auch neue Einkaufsmöglichkeiten wie das Elbcenter und die Mälzerei.
Geschichtliches zum Stadtteil:
Das Fischerdorf Pieschen wurde 1292 erstmals als Besitz von Ritter Johann von Peschen erwähnt. Die Bewohner Pieschens lebten zu dieser Zeit bis in das 19. Jahrhundert vor allem von Fischfang, Landwirtschaft, Obst- und Weinbau sowie Imkerei. Aufgrund schlechter Bodenverhältnisse gab es jedoch nur mäßige Ernten, wodurch die Bewohner nicht gerade mit Reichtum gesegnet waren. Die ländliche beschauliche Lage an der Elbe machte das Dorf im 19. Jahrhundert zum beliebten Ausflugsziel der Dresdner Bevölkerung.
Mit den ersten deutschen Ferneisenbahnlinien entstanden in der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Industriegebiete. So auch in Pieschen. Hier siedelten sich unter anderem die Nähmaschinenteile AG sowie die Eschebach-Werke an.
Durch die mit ihnen gekommen Angestellten und Arbeiter entwickelte sich der Stadtteil zum Arbeiterwohngebiet. Pieschen wurde zu einem Zentrum der Arbeiterbewegung. Im Jahr 1882 wurde auf der Konkordienstraße der erste Sächsische Konsumverein gegründet. 1889 wurde hier Max Radestock Geschäftsführer, der 1903 im Nebenamt der erste Vorstandsvorsitzende des neu gegründeten Zentralverband deutscher Konsumvereine wurde und somit zehn Jahre an der Spitze der deutschen sozialistischen Konsum-genossenschaftsbewegung stand. Der enorme Anstieg der Einwohnerzahl brachte auch einen großen Wohnungsmangel mit sich. Nach dem Beschluss eines Bebauungsplans wurden zahlreiche mehrstöckige Mietshäuser gebaut, die nun von zum Teil sozialschwachen Bürgern bewohnt wurden. Nach der Eingemeindung 1897 nach Dresden errichtete man weitere Wohnviertel. Ebenfalls wurde der Aufbau von Gaststätten, Sozial- und Kultureinrichtungen für die Arbeiter vorangetrieben.
Im Jahr 1912 wurde durch Stadtbaurat Hans Erlwein in Altpieschen ein für damalige Verhältnisse modernes Asyl für obdachlose Männer errichtet, welches später in ein Familienasyl umgewandelt wurde.
Das durch Stadtbaurat Paul Wolf entworfene und 1927/28 als Kultur- und Sozialeinrichtung errichtete Sachsenbad war ein modernes Hallenbad mit fußbodenbeheizten Sälen, Restaurants und einem 25-Meter-Schwimmbahnbecken. Es ist ein bedeutendes Beispiel des Funktionalismus und der neuen Sachlichkeit. Hier wurden neben Fitness, Kraftsport, Gymnastik und Ballsport auch kulturelle Veranstaltungen wie verschiedene Kurse, Lesungen und Ausstellungen angeboten. Bis in die 1990er-Jahre hinein war es in Betrieb, steht aber nun schon seit Jahren leer. Die Zukunft des einstigen Bades ist ungewiss.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Pieschener Hafen angelegt, welcher aber mit Errichtung des Alberthafens nach und nach an Bedeutung verlor. Ganz in der Nähe gab es auch eine Anlegestelle für Dampfer und ein Elbebad.
Die seit 1882 existierende Pferdebahnlinie nach Dresden, wurde 1899 durch die elektrische Straßenbahn ersetzt. Heute verbinden vor allem die Linie 4 (Laubegast-Weinböhla), die Linie 13 (Kaditz/Mickten-Prohlis) und die Linie 9 (Kaditz-Prohlis) der Dresdner Verkehrsbetriebe Pieschen mit dem Dresdner Stadtzentrum.
Nach der politischen Wende wurde Pieschen 1991 zweitgrößtes Sanierungsgebiet der Stadt. Viele Mietshäuser konnten so vor dem Verfall gerettet werden und geben dem Stadtteil heute seinen eigenen Charme. Ehemalige Industriegebiete wurden funktionell umgestaltet (Stadtumbau). Ein Beispiel sind die ehemaligen Eschebach-Werke in der Riesaer Straße, in welchen bis Oktober 2007 das Sozialrathaus untergebracht war.
Neben dem Elbhangfest und dem Stadtteilfest Bunte Republik Neustadt gehört das Pieschner Hafenfest“ zu den größeren Stadtteilfesten Dresdens. Im Jahr 1923 wurde das Hafenfest erstmals gefeiert. Da das Fest durch die sozialistischen Arbeitervereine ausgerichtet wurde, durfte es nach 1933 aus politischen Gründen nicht mehr stattfinden. In den 1950er-Jahren lebte es nach alter Tradition wieder auf, wobei sich die Vier Brummers um Wolfgang Roeder große Verdienste erwarben. Seit 1997 findet es wieder jedes Jahr Anfang Juni statt.